Bericht von Hannah Busch

09.02.2020 bis 11.02.2020

Mein Name ist Hannah Busch, ich habe im letzten Sommer das Abitur abgelegt und jetzt im Februar ein Praktikum bei der German-Lao Association for Development (GLAD )angefangen. Gerade erst in Vientiane angekommen, habe ich das grosse Glueck, bereits in meiner ersten Arbeitswoche mehr vom Land sehen zu koennen. Ich darf die Mitarbeiter Maykham und Manivong in den Sueden des Landes begleiten, wo wir uns mit Viktor treffen. Am ersten Abend geniessen wir noch ein gutes Essen und ein BeerLao in einem ruhigen Restaurant am Fluss, wir wissen, die naesten zwei Tage haben wir sehr viel vor.

Am Montag Morgen treffen wir den Gouverneur des Districts Salavan, er heisst Chansilone Sisomboun. Er ist dankbar fuer die Unterstuetzung aus Deutschland und hofft auch in Zukunft weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit. Das ist auch in unserem Sinne und fuer den Rest des Tages sind Besichtigungen von Doerfern geplant, die dringend eine neue Schule brauchen.

Als erstes fahren wir in das Dorf Thongpiew, fuer mich ist es etwas Neues auf einer so holprigen, sandig-erdigen Strasse zu fahren, Viktor warnt mich aber, diese sei noch eine relativ gute Strasse, und er soll rechtbehalten… Wir kommen schliesslich im Dorf an und sehen zuerst den Kindergarten. Die Kinder sind noch schuechtern, freuen sich aber sehr ueber die Suessigkeiten, die wir ihnen mitgebracht haben. Daneben steht das Schulgebaeude. Es ist aus Holz und wirkt nicht sonderlich stabil. Um hineinzugelangen, muessen wir erst eine Art Huehnerleiter hinaufkraxeln. Fuer die vier besten Schueler (alles Maedchen) hat Viktor Kuscheltiere mitgebracht, die er ihnen ueberreicht. Alle anderen Kinder bekommen Suessigkeiten. Nachdem er die steile Treppe wieder hinunter geklettert ist und er erfahren hat, dass alle vier Klassen in einem Raum  von einer Lehrerin unterrichtet werden, steht fuer Viktor fest: hier will er gerne alles Noetige fuer eine neue Schule zur Verfuegung stellen. Natuerlich wieder unter dem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe.

Wir besichtigen zwei weitere Schulen in den Doerfern Napalie und Maknoung , dort sind die Kinder aber leider gerade nicht anwesend, die einen sind beim Dorffest, die anderen haben Mittagspause.

Nach einem schnellen aber leckeren Mittagsessen, Suppe am Strassenrand, brechen wir auf in die Berge Richtung Vietnam in den District Ta Oi. Hier leben viele besonders arme Leute, denen Viktor natuerlich gerne helfen wuerde. Auslaender duerfen nicht so einfach ins Dorf, es muessen erst die noetigen Dokumente vorbereitet werden.  Danach kommen wir endlich in Ban Hun an. Zuerst besichtigen wir das Haus des Lehrers. Man erzaehlt uns, dass dort oft auch einige Kinder uebernachten, vor allem wenn sie weiter weg wohnen und der Weg waehrend der Regenzeit nicht so einfach passierbar ist.

Die unteren Klassen teilen sich ein Gebaeude mit einem einzigen Raum. Hier gibt es sehr viele Loecher in den Waenden, am besorgniserrengensten ist jedoch ein  grosses Loch im Dach. Wir unterhalten uns ein bisschen mit den Kindern und Viktor bittet ein Maedchen etwas an die sehr mitgenommene Tafel zu schreiben. Ich bin ganz erstaunt, als es sich kurz vor der Tafel bueckt, etwas auf dem Boden zu suchen scheint und schliesslich ein Kreidestueck in Groesse einer Erbse aufhebt. Sie schreibt ihren Namen an die Tafel: Sukasei. Danach besichtigen wir das Gebaeude der aelteren Schueler. Im ersten Klassenzimmer sind wir ganz ueberrascht, die Tafel hier hat ein dickes Loch in der Mitte. Das veranlasst Viktor zur Ankuendigung, dass er der Schule zwei neue Tafeln und Kreide schenken wird. Uns faellt auf, dass die Schule hier gar keine Wasserversorgung hat. Wir hoeren, dass jeden morgen Wasser  vom dreckigen Fluss fuer die Toiletten geholt wird. Die mangelnde Wasserversorgung sehen wir als groesstes Problem dieser Schule an und Viktor beschliesst, hier ein Wasserprojekt zu starten.

Auch am Abend gibt es noch Programm, der Province Gouverneur Phoutong hat uns zum Abendsessen eingeladen.  Darueber haben wir uns sehr gefreut, schliesslich wollen auch wir gerne die guten Kontakte aufrechterhalten. Es wird eine auesserst netter Abend, Viktor und Phoutong haben sich sogar schon fuer naestes Jahr zum Golf spielen verabredet.

Nach der langen Zeit, die wir am Vortag im Auto verbracht haben, freuen wir uns am Dienstag, als wir losfahren und hoeren, dass die Schule, die wir heute besuchen wollen, nur 8 km entfernt ist. Nach einer Stunde, vier Baechen, unzaehligen Loechern im Weg und viel Staub erreichen wir endlich unser Ziel und ich habe jetzt gelernt, was eine wirklich beschwerliche Fahrt ist.

Hier im Dorf Nathongluang wird gerade eine neue Schule gebaut. Eigentlich haette sie dieses Jahr eingeweiht werden sollen, durch buerokratische Probleme auf deutscher Seite hat sich jedoch alles verzoegert und das Einweihungsfest wird 2021 stattfinden. Wir wollen uns trotzdem schon einmal ansehen wie der Stand gerade ist und freuen uns ueber den herzlichen Empfang, der uns geboten wird. Die Kinder stehen im Spalier und ueberreichen uns und dem District Guverneur mit seinem Team, die uns begleiten, Blumenketten. Auch ohne Einweihungsfest ist es ein schoener Vormittag. Es werden Reden gehalten, die vier besten Kinder duerfen sich Kuscheltiere aussuchen und bekommen ein Fahrradreperaturset und auch an alle anderen Kinder verteilen wir Kuscheltiere. Dieses mal haben wir beschlossen, nicht nur die besten Schueler zu belohnen, sondern auch dafuer zu sorgen, dass die Schueler, die es am schwierigsten haben, besonders gefoerdert werden. Als Viktor den Lehrerinnen ihr Geschenk ueberreicht, bittet er sie darum, sich die Zeit dafuer zu nehmen. Die Dorfbewohner arbeiten waehrendessen an der Schule die Grundmauern stehen schon , nur fuer das Foto, das wir zum Abschluss alle gemeinsam machen, legen sie fuer ein paar Minuten ihre Arbeit nieder. Wir freuen uns schon auf das Einweihungsfest naestes Jahr, dann wird uns die Zeit, die wir fuer die acht Kilometer brauchen, auch nicht mehr ueberraschen.

Am Abend fahren wir zurueck in die groessere Stadt Pakse, von dort aus haben wir unsere Tour am Sonntag begonnen. In einem netten Restaurant mit Dachterasse besprechen wir die Erlebnisse der letzten Tage nach, beginnen die naesten Projekte zu planen und geniessen einen schoenen letzten Abend.

Die Tage im Sueden sind wie im Flug vergangen. Erschoepft, aber voller neuer Erlebnisse kehre ich nach Vientiane zurueck.  Es hat mich sehr beruehrt, die einfachen Doerfer ohne Elektrizitaet und Wasser und ihre Bewohner, die uns so freundlich empfangen haben, zu sehen. Mitzubekommen, dass es dort in den Schulen oft nicht mal das Allernoetigste gibt, stimmt mich sehr betroffen. Die grosse Freude der Kinder ueber die Kuscheltiere, hat aber auch mich sehr gluecklich gemacht. Es war sehr spannend zu sehen, wie Entwicklungszusammenarbeit vor Ort ablaeuft, ich merke das es noch viel gibt, was ich lernen kann, wie tief man eintauchen muss, um wirklich alle Zusammenhaenge zu verstehen. Meine Neugier ist aber geweckt und ich bin gespannt, was die naesten Monate noch bringen.